Thema: Edgar, Eintrag
1, 12.08.2003
Wie reagiert Deine Umwelt auf dich? Ist
das nicht ein tägliches Würfelsspiel ... "na
wie und wer wird er/sie heute sein"?
Ich hatte Glück. Die Umwelt war jeden
Tag eine andere. Nie gleich. Ich reiste herum, insgesamt
in dieser "Phase" fast ein Jahr. War ein Tourist
in Indien und traf täglich neue Leute. Ich konnte
mir also locker leisten, jeden Tag ein anderer zu sein
(eigentlich ja "jeden Moment") - sonst wäre
dies vielleicht nicht so einfach gewesen - vom Feedback
her.
Wobei ich generell auch schon auf relativ viel Ablehnung
stieß bei solchen, die mit mir engeren Kontakt pflegten.
Vielleicht nicht wirklich "Ablehnung" - ich
glaube, sie hielten mich einfach nur für verrückt.
Was ich ja in gewisser Weise auch war - "ent-rückt"
wäre wohl das bessere Wort. Und ja, natürlich
konnten einige mit mir nichts anfangen und haben sich
distanziert. Für mich war das alles ein Spiel mit
Gott und mir selbst ("Gott" hier als das "Außen"
- als der damals EINZIGE ANDERE). Das normale Umfeld hatte
ich ja schon zuvor zurückgelassen. Ich hatte zu dieser
Zeit keine engen Freunde.
Wobei: Das "Würfelspiel" war ja auch ganz
auf meiner Seite - ich war ja selbst derjenige, der am
meisten davon mitbekam !! Der mich die ganze Zeitlang
aushalten mußte *gg* Für all die anderen: 'Just
another crazy guy... '.
Aber ich muß auch zugeben, daß ich mich damals
einen Sch... um die Umwelt gekümmert habe - oder
gar, wie sie auf mich reagieren könnte *gg* - Gefährlich
war ich nie - einfach nur ein harmloser Verrückter.
Nun ja, bei manchen bin ich schon mit dem Finger mal sehr
tief in offene Wunden gefahren - das brachte mich auch
in manch unangenehme Situation - da war ja keiner mehr
(aus meiner Sicht).
Ich konnte ja nichtmal mehr kommunizieren. Ich habe damals
praktisch nur mehr gelogen. Jede harmlose, oberflächliche
Frage habe ich entweder als Verarschung angesehen, als
"nicht echt" oder habe einfach nur erkannt,
daß eben nicht ICH gemeint war, bei Fragen wie "Wie
alt bist du" - "Wo kommst du her" - "Wohin
gehst du" - "Wer bist du" - "Wie ist
dein Name" usw usw. Da hab ich dann meist IRGENDWAS
drauf gesagt, nur nicht die "Wahrheit" die diesen
Körper betroffen hätte. Nur keine "persönliche
Wahrheit", die mich wieder "Identifizieren"
hätte können - ich habe mich wahrlich dagegen
gewehrt so gut es eben ging *gg* - und fühlte mich
bei diesen Fragen ja wirklich nicht betroffen.
Naja, wie gesagt, auch nur eine Phase, auch nur ein "Zustand".
Zurück zur Gegenwart: Heute ist alles viel einfacher,
ich habe kein Problem mehr mit "Identifikation"
- im Gegenteil, genieße sie sehr. Ich habe auch
kein Problem mehr mit Kommunikation. Und die Umwelt hat
sich sehr verändert. Zu alten Freunden habe ich nur
ab und an Kontakt und lebe eigentlich sehr zurückgezogen
auf Gomera. Den meisten Kontakt zur Umwelt erlebe und
erfahre ich über meine Freundin - tiefe persönliche
Kontakte nur zu sehr wenigen Personen. Das meiste ist
ein Mitspielen, so, wie es eben gerade lebenstechnisch
notwendig ist.
Bewusstsein ist dabei immer da. Und ich freue mich über
jede Begegnung, wenn es auch nur die Kassafrau im Supermarkt
oder der Tankwart ist. Jeder Augenblick zählt - und
jeder Augenblick ist gleich wertvoll. Auch jede Begegnung.
Das meiste geschieht einfach aus dem Moment heraus.
Das tägliche Würfelspiel ist subtil noch vorhanden
- aber kein Problem mehr, weder für mich, noch für
die Umwelt. Meine Arbeit gibt mir eine gewisse Kontinuität
- und meine Beziehung auch. Diese Kontinuität ist
mir mittlerweile sehr wertvoll (war es vorher nie). Sie
kreiiert mich als Kunstwerk - ich sehe mein Leben in gewisser
Weise als Kunstwerk.
Die Leute, mit denen ich enger zu tun habe (sehr wenige),
haben sich daran gewöhnt oder sind selbst so (vor
allem meine Freundin).