Thema: Advaita, Eintrag 1,
03.09.2003
Was ist Advaita?
Advaita: Die Lehre von der Nicht-Dualität ("Nicht-Zwei-Heit").
Die Inder sagen nicht, 'es ist EINS', sondern sie sagen
'es ist nicht zwei'.
Im klassischen Advaita-Vedanta ist dabei vor allem
gemeint, dass Brahman (Gott) und die individuelle Seele
(Atman) nicht verschieden sind.
Obwohl Advaita schon auf Upanishad-Zeiten (Veden) zurückgeht,
geht das "modernere" Advaita auf Adi Shankara
zurück (7-8. Jhdt) und fand in Ramana Maharshi
einen zeitgenössischen Vertreter.
Von Shankara ist überliefert:
Brahma Satyam
Jagan Mithya
Jivo Brahmaiva Na Parah
Übersetzt:
God alone is real,
The world is unreal,
The individual is none other than God
Hier mal eine persönliche Anmerkung:
Viele Advaita-Richtungen gehen davon aus, dass eben
das persönliche Selbst Gott ist bzw. mit Gott identisch
ist - haben hier zwar EINHEIT - neigen jedoch dazu,
die Welt als "Maya" (Illusion) zu erklären.
Manche kommen knapp hin und erklären die 'Welt'
als eben 'Traum Gottes', im klassischen Advaita gilt
sie auch als die kreative Power Gottes (Shakti), andere
sind aber radikaler und erklären sie zu einem regelrechten
'Feind der Freiheit'.
Diese zuletzt genannte Sicht erzeugt meines Erachtens
nach Unfreiheit und Kampf - und hat mit Nicht-Dualismus
nicht mehr viel zu tun (hier Gott - dort die Welt -
oder noch provokanter: 'Welche Welt' ??) Oder all die
"Böses Ego - Böser Mind" - Ansichten,
entspringen meiner Ansicht nach einem dualen Weltbild.
Meine Definition von Advaita ist vielmehr: Gott und
die Welt (!!) sind EINS. Und ich habe keine Ahnung,
ob das überhaupt noch 'klassisch Advaita' ist.
Sehe mich selbst auch und sehr energisch nicht als Vertreter
dieser (oder einer anderen) Tradition (möcht ich
mal gesagt haben !!).
Heutzutage nennt sich vieles Advaita - alles versammelt
unter "Satsang" und der Bezeichnung "Erwacht"
(zum wahren Selbst). Und doch gibt es andere Vertreter
wie z.B. Ramesh Balsekar - der immer wieder betont,
dass vor allem der sog. freie Willen die Illusion ist
- und alles eben von Gott (in seiner Allumfassenden
Form des GANZEN) gesteuert wird. Von diesem EINEN Wesen
das wir in Wahrheit sind (alle und alles zusammen, OHNE
EINEN TRÄUMER !!! - der Traum träumt sich
selbst - das ist nun wieder von mir). *gg*
Schlussendlich darf man nicht vergessen: ALLE Erfahrungen,
LaoTze's (Taoismus), Buddha's, Jesus', von mir aus auch
Moses und Mohammed usw. usw. waren GOTTESERFAHRUNGEN
- in welcher Form auch immer. Die Lehren scheinen sich
zu unterscheiden - doch ist vieles davon schon Interpretation
- und jeder scheint sich auf irgendeinen Schwerpunkt
des Allumfassenden verlagert zu haben, (der ihm persönlich
am erschütternsten erschien ??)
Lao Tze hat folgendes geschrieben:
"Die Wahrheit die gesagt (oder geschrieben)
werden kann, ist nicht (nie!!) die ganze Wahrheit."
In der Erfahrung selbst ist meist alles mit dabei.
Sowohl "Ich bin DAS", als auch "Ich bin
NICHT", sowohl "das alles ist Gott" als
auch "das alles ist Illusion", sowohl "es
gibt nur das alles" als auch "es gibt nur
das Nichts". Sowohl "Ich bin der Träumer"
als auch "der Traum träumt sich selbst, es
gibt keinen Träumer". Sowohl "es gibt
nur Gott" als auch "es gibt nur die Welt"
(die sich aus sich selbst erschafft). All das ist enthalten
in DEM. All das ist (aus meiner Sicht) eine halbmanifestierte,
schemenhafte, mögliche Welt. Sie ist nicht absolut.
Sie ist aber auch nicht nicht-existent. Sie ist 'dazwischen'.
Wie eine Ur-Suppe. Halb gar, und halb noch gar nicht
begonnen. Sie existiert nur JETZT - gleichzeitig SCHON
IMMER - gleichzeitig NOCH NIE.
Verwirrend? Ja, das ist es. Und dann nimmt man sich
halt danach wieder einen Teil und spricht nur von dem,
was man selbst verstanden hat - oder halbwegs ohne Widersprüche
beibehalten kann.
Der beste gemeinsame Nenner: Jene ganz normale Realität
in der wir leben. Ganz normales MENSCH-SEIN. Dies ist
der Weg des Jesus gewesen. Dies ist (momentan *gg*)
auch mein Weg. Ein Gott, der lernt, Mensch zu sein und
dabei auch mal stolpern darf.
In meiner eigenen Erfahrung war (und ist) all dies
enthalten. Und doch weiß ich, dass selbst diese
Erfahrung Illusion war.
Grüß Gott
Edgar
PS: Grüß Gott = "Ich grüße
den Gott in Dir" = Namaste
...und wenn ich den Gott in Dir Grüße, meine
ich nicht nur dein Bewusstsein, sondern auch deinen
Körper. Denn du bist mehr als dein Geist und dein
Denken. Du bist nicht dein Fleisch - aber ohne dein
Fleisch bist du nichts. Und ohne diese Wärme vermagst
du nicht zu lieben.
Namaste