Thema: Erwachen, Eintrag 20,
20.06.2004
Wenn über Erleuchtung gesprochen wird, wer
spricht hier eigentlich über Erleuchtung?
Ja, das ist eine gute Frage. Falls ich irgendwann zu
einer Antwort auf die Frage "wer bin ich"
komme, werde ich sie dir mitteilen, aber die Chancen
stehen schlecht.
Der Erleuchtete kann nicht sprechen und die Erfahrung
beschreiben, denn er ist nur der Beobachter (oder die
reine Wahrnehmung selbst) und kann damit nicht kausal
für die Worte sein, sonst wäre er kein reiner
Beobachter mehr. Er ist reines Sein, tut nichts, handelt
nicht, spricht nicht. Er ist die "schauende"
Stille.
Das ist schon eine - eigentlich sogar mehrere - Definitionen
zu viel. Was du meinst, ist die Identifikation mit dem
Beobachter - eben auch nur eine (von vielen) Möglichkeiten,
sich zu identifizieren, sich zu definieren. Ist oft
eine Begleiterscheinung der mystischen Erfahrung, aber
eben nur eine Begleiterscheinung. Sobald die Identifikation
mit dem Beobachter aufgegeben wird, kann auch wieder
gesprochen werden. Sofern gesprochen werden will.
Aber selbst wenn ein Teil des Gewahrseins nun permanent
im Hintergrund bleibt, ganz still, unbeweglich - spricht
nichts dagegen, 'sprechen zu erlauben'.
Der Mensch, die Körper/Mind/Seelen-Einheit,
kann zwar sprechen, kann aber nie die Erfahrung gehabt
haben, über die er spricht, weil er nur eine "Bio-Maschine"
ist, die nach einer Ursache-Wirkungskette abläuft.
Er steht ex definitione außerhalb der Erfahrung
der Transzendenz.
Wenn du dies so siehst. Für mich ist der Mensch
absolut Teil dessen, er geschieht IN Gott, DURCH Gott
und VON Gott. Da ist keine Trennung. Du stellst schon
sehr wilde Behauptungen auf (ist nicht persönlich
gemeint). Wenn man aber als Beobachter identifiziert
ist, dann kenne ich das Phänomen, den menschlichen
Körper auf die von dir beschriebene Art und Weise
wahrzunehmen. Als reine Maschine. Programmiert von Gott
- von Augenblick zu Augenblick.
Dennoch beschreibt diese "Bio-Maschine",
wie es ist, wenn man erleuchtet ist. Sie sagt, sie tritt
in eine Leere ein, sie ist nur mehr ein Beobachter,
sie ist eins mit allem. Sie sagt sogar, sie sei nicht
mehr mit dem Körper identifiziert. Gerade das ist
aber unmöglich, denn es spricht ja gerade der Körper/Mind.
Naja - da siehst du wohl auf die falsche Quelle - oder
verwechselst die Quelle. Woher willst du wissen, wer
spricht?? Wer hat deinen obigen Satz geschrieben? Die
Maschine ??
Wenn du deine Stereoanlage anschaltest, und hörst
Musik - wer singt? Die Stereoanlage?
All das sind Phänomene innerhalb dessen. Auch
der Körper ist nicht getrennt. Warum sollte der
Körper nicht Teil Gottes sein?
Es kann aber vom Absoluten keine Information ins
Relative dringen, weil kein Kausalzusammenhang besteht.
Woher stammt also diese Information?
Ich glaube du hast eine komplett falsche Vorstellung
vom "Absoluten". Wieso siehst du da eine Trennung
zwischen absolut und relativ ?? Das Absolute sieht keine
Trennung. Ich weiß nicht einmal mehr, was Begriffe
wie "absolut" und "relativ" bedeuten.
Sind sehr leere Worte für mich. Wenn man sich keine
solchen Fragen stellt, gibts auch kein Problem.
Woher kommen diese Fragen? Was möchtest du wirklich
wissen?
Die eine Seite "weiß", kann aber
nicht sprechen. Die andere Seite kann zwar sprechen,
dafür weiß sie aber nichts.
Siehste - in meiner Erfahrung wurden diese beiden Seiten
EINS. Kernfusion. Und nun kenn ich weder den einen,
noch den anderen. Und wenn ich mit dir spreche, sprech
ich wohl mit Beiden.
Selbst wenn die Körper/Mind-Einheit immer wieder
betont, sie könne eigentlich die Erfahrung gar
nicht beschreiben, tut sie damit so, als hätte
sie die Erfahrung zumindest gehabt und kann sie nur
nicht in Worte fassen. Das kann aber unmöglich
stimmen. Sie kann sie nicht nur nicht beschreiben, sie
kann sie nie gehabt haben. Eigentlich könnte sie
rein gar nichts darüber wissen. Dennoch beschreibt
sie die Erleuchtung. Wie ist das möglich?
Das kann ich dir nicht sagen - weil ich nicht die selben
Schlussfolgerungen wie du habe. Weder habe ich ein Problem,
es in Worte zu fassen, noch kann ich von mir - als Mensch
- behaupten, ich wäre nicht dabeigewesen. Für
mich gibt es da einfach keine Trennung.